Was passiert eigentlich bei der Frozen Shoulder oder wieso „friert“ eine Schulter ein?
Was ist eine Frozen Shoulder?
Die Frozen Shoulder, auch schmerzhafte Schultersteife oder adhäsive Kapsulitis, ist eine häufige, aber oft langwierige Erkrankung der Schulter. Dabei entzündet und verhärtet sich die Gelenkkapsel, also die Hülle, die das Schultergelenk umgibt. Dadurch reduziert sich auch das Kapselvolumen- während das Volumen bei einer normalen Schulter prall gefüllt ist, wie z.B. bei einer Weintraube, so schrumpft es bei der Frozen Shoulder zusammen und erinnert bildlich gesprochen an eine Rosine
Die Folge: Die Schulter wird zunehmend unbeweglich und verursacht Schmerzen – vor allem bei Bewegungen über Kopf oder beim Anziehen. Besonders schnelle, ruckartige Bewegungen können einschießende Schmerzen verursachen, die mehrere Minuten andauern können. Zudem ist auch die Nachtruhe oftmals gestört.
Der Begriff „Frozen Shoulder“ bedeutet wörtlich übersetzt „eingefrorene Schulter“ – und genau so fühlt sie sich auch für die Betroffenen an: steif, unbeweglich und schmerzhaft.
Wie entsteht eine Frozen Shoulder?
Die genaue Ursache ist nicht immer klar. Generell lassen sich zwei Formen unterscheiden:
- Primäre (idiopathische) Frozen Shoulder:
Sie entsteht ohne erkennbare Ursache. Häufig sind hormonelle Veränderungen, Stoffwechselerkrankungen (z. B. Diabetes mellitus) oder längere Ruhigstellungen der Schulter beteiligt. Manchmal reichen schon Bagatellverletzungen aus, eine Frozen Shoulder hervorzurufen. Darüber hinaus wird auch eine familiäre Veranlagung diskutiert. - Sekundäre Frozen Shoulder:
Diese Form tritt nach einer Verletzung oder Operation an der Schulter auf – zum Beispiel nach einem Bruch, einer Sehnenruptur oder einer Arthroskopie.
Durch Schonhaltung, Narbenbildung oder Entzündungen kann sich die Gelenkkapsel zusammenziehen und verhärten.
Typische Symptome
Die Erkrankung verläuft meist in drei Phasen, die sich über viele Monate erstrecken können:
- Einfrierphase (Freeszing Phase):
- Zunehmende Schmerzen, besonders nachts oder bei Bewegung
- Alltagsbewegungen (z. B. Haare kämmen, Jacke anziehen) werden schwieriger – man bemerkt, dass man Sachen nicht mehr ins Regal stellen kann, wenn dafür Überkopfbewegungen erforderlich sind.
- Beweglichkeit nimmt allmählich ab
- Eingefrorene Phase (Frozen Phase):
- Schmerzen nehmen etwas ab
- Schulter bleibt aber steif und in der Bewegung stark eingeschränkt
- Alltagstätigkeiten sind deutlich erschwert
- Auftauphase (Thawing Phase):
- Die Beweglichkeit verbessert sich langsam wieder
- Schmerzen klingen ab
- Der Heilungsprozess kann mehrere Monate bis über ein Jahr dauern
Insgesamt dauert eine Frozen Shoulder oft 12 bis 24 Monate, in manchen Fällen sogar noch länger.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Die Diagnose basiert auf einer gründlichen körperlichen Untersuchung und einer Befragung der Beschwerden.
Typisch ist die Kombination aus:
- starken Bewegungseinschränkungen in alle Richtungen, insbesondere betroffen sind die Seithebung und die Rotationsbewegungen,
- und Schmerzen vor allem bei aktiver Bewegung.
Zur Absicherung werden meist Röntgenaufnahmen gemacht, um andere Ursachen (z. B. Arthrose oder Kalkschulter) auszuschließen.
Eine MRT-Untersuchung kann Entzündungen oder Kapselveränderungen sichtbar machen. In den meisten Fällen ist die Frozen Shoulder bereits nach der klinischen Untersuchung offensichtlich.
Behandlung der Frozen Shoulder
Die gute Nachricht: In den meisten Fällen heilt die Frozen Shoulder von selbst aus – allerdings langsam und dies erfordert vom Patienten und den Therapeuten oftmals viel Geduld. Ziel der Behandlung ist es, Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit wiederherzustellen.
Schmerztherapie
- Medikamente: Entzündungshemmende Schmerzmittel (z. B. Ibuprofen, Diclofenac) helfen gegen Schmerzen und Schwellung.
- Kortisoninjektionen: In manchen Fällen kann eine gezielte Injektion in das Schultergelenk die Entzündung rasch lindern.
- Neben der Injektion kann auch ein orales Kortisonschema (sog. Kortisonstoßtherapie) angewandt werden.
Physiotherapie
- Regelmäßige Dehnungs- und Bewegungsübungen sind entscheidend.
- Zu intensive oder schmerzhafte Übungen sollten jedoch vermieden werden, da sie die Entzündung verstärken können.
Es gilt daher für die Therapie: Immer im schmerzfreien Bereich bleiben! - Wärmebehandlungen und manuelle Therapie können unterstützend wirken.
Invasive Behandlungen (bei hartnäckigen Fällen)
- Arthroskopische Kapsellösung/ Arthrolyse: In seltenen Fällen wird die verhärtete Gelenkkapsel minimalinvasiv gelöst, sämtliche Verwachsungen gelöst und das Gelenk durchbewegt. Dies wird immer dann durchgeführt, wenn konservative Maßnahmen keinen Erfolg bringen.
Nach der Operation erfolgt keine lange Ruhigstellung, sondern eine frühfunktionelle Behandlung – d.h. das Gelenk darf und soll unmittelbar nach der Operation bewegt werden.
Verlauf und Prognose
Auch wenn die Frozen Shoulder langwierig ist, heilen die meisten Fälle vollständig aus.
Nach Abschluss der Erkrankung kann die Schulter wieder nahezu die ursprüngliche Beweglichkeit erreichen. Nur in sehr hartnäckigen Fällen ist eine minimal-invasive Operation erforderlich.
Entscheidend ist Geduld – und das konsequente Durchführen der empfohlenen Übungen.
Was können Sie selbst tun?
- Bewegung ohne Überlastung: Regelmäßige, schmerzfreie Bewegungen sind wichtig, völlige Schonung hingegen schadet.
- Wärme: Wärmeanwendungen (z. B. Wärmflasche, Rotlicht) können die Muskulatur entspannen.
- Geduld: Auch wenn der Verlauf frustrierend sein kann – die Schulter heilt meist von selbst.
Fazit
Die Frozen Shoulder ist eine entzündliche Erkrankung der Schulterkapsel, die mit Schmerzen und starker Bewegungseinschränkung einhergeht.
Sie verläuft in mehreren Phasen, heilt aber in den meisten Fällen vollständig aus.
Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Behandlung – vor allem durch Physiotherapie – können die Heilung beschleunigen und die Lebensqualität verbessern.
Tipp:
Wenn Sie länger anhaltende Schulterschmerzen oder eine zunehmende Bewegungseinschränkung bemerken, sollten Sie sich frühzeitig bei Prof. Dr. Gunther Sandmann vorstellen. Je früher die Ursache erkannt wird, desto besser lässt sich eine Schultersteife behandeln und vermeiden.
