Behandlung einer instabilen Schulter – wenn die Schulter auskugelt
Die Schulter ist das beweglichste Gelenk des Körpers – dadurch aber auch besonders anfällig für Instabilitäten. Wenn die Schulter „herausspringt“ oder sich bei bestimmten Bewegungen instabil anfühlt, spricht man von einer Schulterinstabilität. Diese kann akut nach einer Ausrenkung (Schulterluxation), durch Sportverletzungen oder aufgrund einer angeborenen Schwäche der Gelenkkapsel entstehen. Interessant ist, dass insbesondere jüngere Menschen von einer Instabilität der Schulter betroffen sind.
Ursachen und Symptome
Typische Beschwerden sind Schmerzen, das Gefühl einer „Instabilität“, vor allem bei Überkopfbewegungen oder schlimmstenfalls wiederholtes Auskugeln. In unserer Praxis klären wir die genaue Ursache durch eine gründliche Untersuchung und bildgebende Verfahren (z. B. MRT und Röntgen), um das Ausmaß einer Kapsel-, Band- oder Knochenverletzung zu beurteilen.
Konservative Behandlung
Bei leichteren Formen kann eine gezielte Physiotherapie ausreichen. Durch Aufbau der Schultermuskulatur und Verbesserung der Koordination wird das Gelenk stabilisiert und geschützt.
Operative Behandlungsmöglichkeiten
Wenn die Schulter trotz intensiver Physiotherapie instabil bleibt oder es wiederholt zu Luxationen kommt, ist häufig ein operativer Eingriff sinnvoll. Insbesondere beim jungen, sportlich aktiven Patienten kann der ooerative Eingriff helfen, die beschädigten Strukturen zu stabilisieren und ein erneutes Auskugeln zu verhindern – bei gleichzeitigem Erhalt der Beweglichkeit.
Je nach Befund stehen verschiedene moderne Operationsverfahren zur Verfügung:
- Arthroskopische (schlüssellochchirurgische) Stabilisierung:
Hierbei werden über kleine Hautschnitte gerissene Bänder oder die Gelenkkapsel mithilfe von kleinen Ankern wieder an der Gelenkpfanne befestigt (sogenannte Bankart- oder Kapselrefixation). Bei sehr großen Kerben im Bereich des Oberarmkopfes, welche durch die Luxation entstehen (sog. Hill-Sachs Delle) ist es manchmal erforderlich, eine Sehne in den Defektbereich einzunähen, um ein Einhaken des Oberarmkopfes zu vermeiden. Dies wird als „Remplissage“ bezeichnet. - Knochenaugmentation (z. B. Latarjet-Operation oder Beckenkammspan):
Bei knöcherner Instabilität oder erheblichem Substanzverlust im Bereich der Gelenkpfanne erfolgt eine sog. knöcherne Augmentation. Hierfür stehen zwei Verfahren zur Verfügung. Zum einen wird beim sog. Latarjet ein Stück des Rabenschnabelfortsatzes (Processus coracoideus) auf den Pfannendefekt geschraubt. Als Alternative bietet sich ein sog. Beckenkammspan an. Durch beide Techniken lässt sich der Defekt der Gelenkpfanne ausgleichen und die Gelenkfläche wieder vergrößern. - Rekonstruktionen bei hinterer oder multidirektionaler Instabilität:
In speziellen Fällen werden die betroffenen Kapselabschnitte gezielt gestrafft oder wieder befestigt, um die Stabilität in alle Bewegungsrichtungen zu verbessern. Insbesondere bei der sog. multidirektionalen Instabilität, also der Instabilität in mehrere Richtungen, ist eine ausgiebige Kapselraffung erforderlich.
Nachbehandlung und Rehabilitation
Nach der Operation wird der Arm zunächst in einer Orthese ruhiggestellt, um die Heilung der rekonstruierten Strukturen zu ermöglichen. Nach einem ausgearbeiteten Nachbehandlungsplan wird von Anfang an eine physiotherapeutische Beübung durchgeführt, bei der die Beweglichkeit schrittweise gesteigert und die Muskulatur aufgebaut wird.
So kann die Schulter ihre volle Funktion, Stabilität und Belastbarkeit wiedererlangen – für einen sicheren und schmerzfreien Alltag.
